Gründungsgeschichte
Erinnerungen an anno dazumal
oder
Wie gründe ich einen Verein?
Toni Aschenwald, Hütten- und Gastwirt (i.R.), Schilehrer und Rennläufer, muss heute noch ein bissl lachen, wenn er von der „Geburtsstunde“ des Wintersportvereins Scheffau erzählt:
„Das war nämlich so: Damals, nach dem Krieg, anfangs der 50er-Jahre hat es in Scheffau gar nicht so wenig begeisterte Schifahrer gegeben, aber keinen Verein, der sich um die Schifahrer und die Entwicklung des Wintersports angenommen hätte. Einer der Unsrigen, der Zaggl Hermann (Hermann Exenberger) ist in Ellmau bei der Firma Feiersinger beschäftigt gewesen. Arbeitskollegen haben ihn zu dem damals schon sehr aktiven Ellmauer Schiclub gebracht, der verschiedene Veranstaltungen organisiert hat. Nach einem Schirennen, bei dem wir als Zaungäste dabei gewesen sind, haben wir davon geredet, wie bärig es wäre, auch daheim in Scheffau Rennen durchzuführen. Vom Roten über den Larchenschuss, über Berg und die Schwarzacher Leit´ - das ist doch eine brauchbare Strecke!
Ja, dann müssen wir halt einen Verein gründen, hat der Zaggl Hermann ganz trocken gemeint. Wer da wohl mittun wird? Auf Anhieb haben wir an die 20 möglichen Mitglieder zusammengebracht. Das wär für den Anfang schon genug.
Mit unserem Anliegen sind wir dann zum Bürgermeister, das war der Leiten Peter (Peter Gruber, Vorderleiten), gegangen und haben ihm unser Anliegen auseinander gesetzt. Der hat uns Mut gemacht und uns seine Unterstützung versprochen. Tatsächlich hat er dann am Sonntag, den 2. Dezember 1956, auf der Kirchgass´ vorm Schusterbauern verkündet, dass ein Wintersportverein gegründet werden soll. Wer Interesse hat, soll sich anschließend beim Maikircher in der Stube einfinden! Da sind dann mehr zusammen gekommen, als wir gehofft haben.
Das Vereingründen war aber leichter gesagt als getan. Gleich bei der Obmannstelle hat es sich gespießt. Keiner hat sich zugetraut, sozusagen aus dem Stand den Obmann zu machen. Da ist der Leiten Peter eingesprungen und hat versprochen, die Obmannstelle zumindest ein Jahr lang zu übernehmen. Und genau so ist es dann geschehen!
Im Protokollbuch ist folgender Gründungsausschuss festgeschrieben:
Obmann: Peter Gruber
Stellvertreter: Michael Schwaiger und Michael Grander
Schriftführer: Anton Mehlhorn und Josef Gatt
Kassier: Matthias Höflinger
Streckenwart: Paul Wolf sen.
Jugendgruppenführer: Alois Gatt
Mann für besondere Zwecke: Andreas Aschenwald
Der erste Mitgliedsbeitrag wurde mit 30 Schilling (d.s. € 2,18) festgesetzt.
Hans Haselsberger, vulgo Schösser Hansi, Fuhrunternehmer (i.R.), Gemeindepolitiker, Kommerzialrat und bald 40 Jahre „Liftboss“ mit Leib und Seele, kramte auch in seinen Erinnerungen und förderte Schmunzelgeschichten zu Tage:
An der Gründung des Wintersportvereins war ich nur insofern aktiv beteiligt, als alle meine Freunde mit von der Partie waren. Das Gründen, das haben damals die aus unserer Sicht „Alten“ in der Gaststube beim Maikircher erledigt.
Ich bin gerne Schi fahren gegangen, aber ein richtiger Draufgänger oder talentierter Rennfahrer – das waren alle anderen. Für uns Jungen war der Eisenmann Hansl der „Schifahrerpapst“. Er hat uns Buam – lange vor dem Siegelsbergschlepper und dem Sportverein – auf Schitouren geführt.
Die erste Kaiser-Hochalm-Tour ist mir in schmerzlicher Erinnerung geblieben. Meine Brettl hatten keine Stahlkanten, da war das Abfahren über Harsch eine ziemlich unsichere Angelegenheit. Prompt ist es in einem Steilhang mit mir dahingegangen.Passiert ist gottlob nix, und froh war ich um die älteren Feger-Brüder, die haben mir beim „Wiederaufstieg“ in für mich befahrbares Gelände geholfen.
Erst viel später ist mir klar geworden, dass ich bei dieser Tour den Reifetest für die große Pengelsteintour mit dem Hansl nicht bestanden habe. Etwas Gutes hat die verpatzte Kaiseralmtour doch gehabt. Irgendwie sind mir nämlich auf dem Heimweg die Schispitzen beim Gartenzaun vom Bauhof hängen geblieben und schon sind sie abgebrochen, die Spitzl. Jetzt hat´s endlich Schi mit Stahlkanten, wie sie alle anderen längst schon hatten, abgegeben. Die Freude damit war allerdings nur kurz. Die nagelneuen, sündhaft teuren Schi sind nämlich schon beim ersten Test ganz ohne Gartenzaun abgebrochen….
Aufregend war es dann, wie der Sportverein die ersten Rennen vom Roten abgewickelt hat. Streckenpräparierung, d.h. Schi anschnallen und „Trettln“ war da jedes Mal angesagt. Einmal haben wir bis über die Neualm hinauf die Strecke hergerichtet, damit es einen ganz tollen, langen Abfahrtslauf gibt. Über Nacht dann Schnee in Hülle und Fülle! Für eine neuerliche Streckenpräparierung haben Zeit und Kraft dann nur bis zum Roten gereicht. Ein tolles Rennen ist es trotzdem geworden. Schon gar wegen dem verwegenen Zielschuss – damals noch zwischen den Schwarzacher Höfen hindurch und anschließend über die Kante eine Flugreise ins Ziel! Das war unser Hahnenkamm.
Dass wir einmal den Roten oder gar den Brandstadl per Lift „besteigen“ könnten und Maschinen die Pistenpräparierung übernehmen würden, davon träumte damals höchstens der Eisenmann Hansl.